Altkirchenslawische Quellen: Der Codex Zographensis

 

Zografsko (c^etvero)evangelie (c^etirievangelie) (B)

 

 

Kurzinfo:
glagolitisch
Ende 10.Jh.
Makedonien
Tetra-Evangelium

 

Quelle: http://www.florin.ms/aleph5.html



Die glagolitische Handschrift enthält die vier vollständigen Evangelien, ist also ein sog. Tetraevangelium (bulg. c^etveroevangelie).

Der Text stammt aus dem westbulgarischen (makedonischen) Raum und wurde Ende des 10.Jh. oder Anfang des 11. Jh. geschrieben. Am archaischsten ist er hinsichtlich seiner Phonetik, während die Morphologie neuere Züge aufweist.

Die Handschrift umfaßt 304 Blätter. Die allerersten Blätter der Handschrift sind nicht erhalten; der Text beginnt deshalb mit Matthäus III, 11. In der Mitte fehlen ebenfalls einige weitere Blätter.
Ende des 11. Jh. oder Anf. des 12. Jh. wurden die verloren gegangenen Blätter 41 bis 57 (Matthäus XVI, 20 bis XXVI, 20) durch 17 neue Blätter ersetzt, die in einer etwas jüngeren Glagolica geschrieben sind. Diese 17 Blätter sind ihrerseits vermutlich ein Palimpsest, d.h. der jetzige Text wurde über einen älteren glagolitischen Text aus dem 11. Jh. darüber geschrieben, nachdem dieser vom Pergament abgeschabt worden war.

Im Jahre 1843 entdeckte A. Mixanovic^ die Handschrift für die Wissenschaft im bulgarischen Zographos-Kloster auf dem Athos. 1860 wurde sie von den Mönchen des Klosters dem russischen Zaren Alexander II. geschenkt und nach Rußland gebracht. Nach dem Zographos-Kloster (griech. Zographou) - und dem lateinischen Titel der Edition (s.u.) - bekam der Codex seinen heute gebräuchlichen Namen. Heute befindet sich die Handschrift in der Saltykov-S^c^edrin-Bibliothek in St. Petersburg.

Der Codex wurde von V. Jagic' 1879 in kyrillischer Transliteration ediert:
V. Jagic', Quattuor evangeliorum codex glagoliticus olim Zographensis nunc Petropolitanus. Berolini 1879.
In der - lateinisch geschriebenen - Einleitung findet sich eine Untersuchung der paläographischen und sprachlichen Besonderheiten des Textes. Diese Edition wurde ihrerseits in Graz 1954 nachgedruckt.

Wichtige Sekundärliteratur:
V. Jagic': Studien über das altslovenische Zographosevangelium. Archiv für slavische Philologie I, II, 1876-1877.
N. Grunskij: K Zografskomu evangeliju. In: Sbornik Otdelenija russkogo jazyka i slovesnosti Akademii Nauk LXXXIII, No. 3, 1907.
N. van Wijk: Palaeoslovenica. I. O prototypie cerkiewno-sl/owian´skiego "Codex Zographensis". Rocznik Slawistyczny IX, 1921.
N. van Wijk: Es^c^e raz o Zografskom c^etveroevangelii. Slavia I, 1922/23.
J. Kurz: K Zografskému evangeliu. Slavia IX, 1930/31, XI, 1932.

Auszüge aus dem Codex Zographensis finden sich in folgenden Lehrbüchern:
Stojanov/Janakiev 1965, 25-34 (kyrillisch)
P. Diels, Altk. Gramm., II, 4-11 (Matth. 4, 1-25, 5-7, 8, 1-13), 21 (Matth. 27, 3-10) (kyr.)

Abb: Codex Zographensis, Evang´elie ot" Mar"ka, Titelseite

Quelle: http://character.webzone.ru/gb_9_405glag.htm



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