Codex Marianus

Mariinsko (c^etvero)evangelie/c^etirievangelie (B)


Kurzinfo: glagolitisch, A. 11. Jh., Nordostmakedonien, Tetraevangelium, Moskau


Das - glagolitisch geschriebene - Denkmal enthält die vier Evangelien (bulg. c^etveroevangelie) und stammt wahrscheinlich vom dem Anfang des 11. Jh.

Der Text umfaßt 173 Blätter. Anfang und Ende sind nicht erhalten - der Text beginnt mit Matthäus V, 24 und endet mit Johannes XXI, 17. In der Mitte des Textes fehlt Blatt 134 (Johannes I, 1-23), an dessen Stelle ein jüngeres, kyrillisch geschriebenes Blatt eingefügt wurde. Ferner fehlt Blatt 167 (Johannes XVIII, 13-29), das in der Jagic'schen Edition (s.u.) durch die entsprechende Passage aus auf Codex Zographensis ersetzt wurde.

Die Handschrift wurde ursprünglich in dem griechischen Marien-Kloster auf dem Athos aufbewahrt, nach dem es später auch seinen Namen erhielt. 1845 wurde es von dem russischen Slavisten V. I. Grigorovic^ während einer Reise entdeckt und nach Rußland verbracht. Nach dem Tode Grigorovic^s wurde es dem Rumjancevschen Museum in Moskau übergeben, das später in der Staatsbibliothek (Leninbibliothek) aufging.

Die Sprache ist am archaischsten im Bereich der Morphologie, während in der Phonetik einige neuere Züge zu beobachten sind. So werden z.B. der hintere Nasal (ON) und OY verwechselt, was auch Grundlage für die Vermutung ist, daß der Text in Nordostmakedonien abgeschrieben wurde.

Der Codex wurde 1883 von V. Jagic´ in kyrillischer Transliteration ediert:
V. Jagic´: Quattuor evangeliorum versionis palaeoslovenicae codex Marianus glagoliticus -- Pamjatnik glagolic^eskoj pis'mennosti. Mariinskoe c^etveroevangelie s primec^anijami i priloz^enijami. Berlin-Sanktpeterburg 1883.

Diese Edition wurde 1960 in Graz nachgedruckt.

Eine elektronische Version des Codex Marianus ist als Teil des Corpus Cyrillo-Methodianum Helsingiense verfügbar.

Sekundärliteratur Die Jagic´sche Edition enthält auch eine umfangreiche paläographische und grammatische Analyse des Textes, ferner ein vollständiges Wörterverzeichnis. Weitere wichtige Studien sind:
L. Miletic': Osobenosti na ezika v Mariinskija pametnik. Periodic^esko spisanie XIX-XX, 1880.
P. Buzuk, K voprosu o meste napisanija Mariinskogo evangelija. Izvestija Otd. russk. jaz. XXIII, 1918, kn. 2.
P. Buzuk, Zamec^anija o Mariinskom evangelii. Izvestija Otd. russk. jaz. XXIX, 1924.

Auszüge aus dem Codex Marianus finden sich in folgenden Lehrbüchern:
Stojanov/Janakiev, Sofija 1965, 34-43 (kyr.)
P. Diels, Altk. Gramm., II, Heidelberg 1934, 12-15, 21f. (kyr.)


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© Sebastian Kempgen
Erstellt 14.07.1996